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Prinzen im Heuschreck

Die Karnevalsprinzen der KG Heuschreck

Ein Blick auf die Tradition der Heuschreck-Prinzen und Prinzessinnen

Seit der Geburtsstunde unserer Gesellschaft im Jahr 1848 stellte der Heuschreck, wie auch im Jubiläumsjahr 2023, oftmals den Prinzen aller Trierer Karnevalisten. Alles begann mit dem Zigarrenfabrikanten und Revolutionär Andreas Tont. Der Mitbegründer der neuen „Carneval-Gesellschaft“ von 1848, die sich 1851 in „KG Heuschreck“ umbenannte, fungierte bereits vor deren Gründung als Adam I., Prinz Carneval. Unser erster Karnevalsprinz war jedoch keineswegs unumstritten. Als Rädelsführer der 48er Revolution in Trier wurde er sogar steckbrieflich gesucht, flüchtete nach Paris und kam erst nach einer Amnestie Ende 1848 nach Trier zurück. Nach seiner Rückkehr regierte Tont die Trierer Narrenschar drei weitere Jahre. Doch ab 1850 kam es zu massiven Streitigkeiten in der „Carneval-Gesellschaft“. Tont fand für seine revolutionären Vorstellungen keine Unterstützung mehr. Resigniert verabschiedete er sich 1851 vom karnevalistischen Geschehen und trat nicht mehr öffentlich in Erscheinung. Im Alter von nur 43 Jahren starb der erste Prinz unserer Gesellschaft am 20. Oktober 1859. Fortan bekleideten in mehr oder weniger großen zeitlichen Abständen angesehene Persönlichkeiten aus den Reihen des Heuschreck das „Amt“ des Karnevalsprinzen. Aus den ersten Jahrzehnten unserer Gesellschaft sind wenige Informationen über die Trierer Karnevalsprinzen bekannt. Das änderte sich zur Zeit der Weimarer Republik: 1925 und 1926 wurden zuerst Rudolf Friedrich und darauf „Baron von Jux“ Hermann Woytt, der Bruder des Präsidenten, zum Prinzen gekürt. Beide waren Mitglieder des Kleinen Rates und beide übernahmen nach dem Tod des Präsidenten Julius Woytt den Vorsitz der Gesellschaft, Herman Woytt (1934-1937) und Rudolf Friedrich (1937-1938). Es würde den Rahmen sprengen, hier über alle Prinzen des Heuschreck zu berichten, zumal die Quellenlage nach der teilweisen Zerstörung des Archivs im zweiten Weltkrieg leider nicht vollständig gesichert ist. Aber sicherlich ist ein Blick auf die Präsidentschaft von Walter Mayer (1948-1963), die eine Blütezeit unserer Gesellschaft darstellt, lohnenswert. In nur sieben Jahren regierten vier Repräsentanten des Heuschreck als Trierer Stadtprinzen. Es begann 1953 mit Hanns Mock, der sich Prinz Johannes von Charmant I. nannte. Als aktiver Sänger, der auch unser Heuschreck-Lied komponierte, Mitglied des legendären Heuschreck-Quartetts und des Kleinen Rates regierte der Gärtnermeister als erster Stadtprinz der Nachkriegszeit. Ihm folgte Hilarius Engel, ebenfalls Mitglied des Kleinen Rates. Als Prinz Hilarius I. von Südesien wurde ihm 1954 die Trierer Stadtkasse zu Füßen gelegt, wen wundert’s, natürlich leer! Mit dem gebürtigen Kölner Hans Kohr, alias Prinz Hans der Kalte, übernahm zwei Jahre später ein weiterer Heuschreck die Regentschaft über das Trierer Narrenvolk. Sein Name deutete keineswegs auf eine unterkühlte Persönlichkeit des Prinzen hin, vielmehr auf seine berufliche Tätigkeit, den Handel mit Kühlanlagen. Der Zufall wollte es, dass in der Session 1956 extreme Kälte herrschte. Und dann kam 1959, das 111. Jubiläumsjahr, in dem es sich der Präsident Walter Mayer nicht nehmen ließ, höchstpersönlich das Zepter des Stadtprinzen zu ergreifen. Prägnant und passend nannte er sich „Prinz Heuschreck“. In seiner Doppelfunktion als Heuschreck-Präsident und als Karnevalsprinz führte er 1959 den Trierer Karneval zu einem Höhepunkt, unter anderem mit dem prunkvollsten Rosenmontagszug, den Trier bis dato je gesehen hatte. Die von ihm geprägte 15 Jahre dauernden Ära endete – für alle Trierer Karnevalisten ein großer Schock – 1963 jäh mit seinem plötzlichen Tod. Es war naheliegend, dass 1973, zum 125. Jubiläum unserer Gesellschaft, wieder ein Mitglied des Heuschreck Karnevalsprinz werden sollte. Die Wahl fiel auf den angehenden Arzt Harald Reusch, Prinz Harald I. vom Reuschen-Clan, der bereits 1969 zusammen mit seiner Schwester Lino im Heuschreck-Ballett tanzte. Mit nur 24 Jahren wurde er zum jüngsten Trierer Stadtprinz auserwählt. Darauf wurde er in den Elferrat berufen, wo er zunächst für die niederen Dienste wie Türsteher oder Handlanger im Dekoteam zuständig war. Seit Mitte der 70er Jahre organisierte und moderierte er über 20 Jahre zusammen mit Johannes Kaschenbach den Kinderball. Gleichzeitig verrichtete er den medizinischen Dienst bei allen Sitzungen, bis er im Jubiläumsjahr 1998 für zehn Jahre das Amt des Sitzungspräsidenten übernahm. Als 2008 Gustl Thormeyer den Wuppdus des Präsidenten niederlegte, war ganz selbstverständlich, wer ins höchste Amt nachrücken sollte, Dr. Harald Reusch, der bereits seit 1988 das Amt des Vizepräsidenten innehatte. Bis 2018 hat er auch die höchste Funktion im Heuschreck vorbildlich ausgeübt. Und dann war da noch sein ausgesprochenes Talent für die politische Bütt, die er von 2006 bis 2018 pointiert, aber niemals verletzend, vortrug. Nach seinem Abschied aus der Bütt wurde Harald Reusch 2018 zum Ehrenpräsidenten der KG Heuschreck ernannt und steht seither dem aktiven Vorstand mit Rat und Tat zur Seite. In der Chronik der Gesellschaft, für die er über ein halbes Jahrhundert bis heute aktiv tätig ist, hat Dr. Harald Reusch einen besonderen Platz verdient. Doch zurück in die 1990er Jahre. Mittlerweile war es zur Tradition geworden, dass der Heuschreck anlässlich eines Jubiläums den Stadtprinzen stellte. So sollte es auch 1998 sein. Allerdings wurde diesmal mit einer Tradition gebrochen, denn erstmals nach 150 Jahren regierte eine Prinzessin alleine die Trierer Narren. Judith Williams stand bereits einige Sessionen zuvor auf der Heuschreck-Bühne.

Sie konnte singen und tanzen und genoss den Auftritt vor großem Publikum. Der Grundstein für eine Fernsehkarriere war gelegt. Über ihren Besuch im Oktober 2022 bei „ihrem Heuschreck“ wird an anderer Stelle berichtet. Es dauerte zwölf Jahre, bis der Heuschreck erneut einen Prinzen stellte. Ralf Burkhardt übernahm 2010 das Zepter als Karnevalsprinz Ralf I. In seinem Prinzenorden legt er dem Heiligen Petrus einen Notenschlüssel in den Arm und spielt damit auf seine langjährige Karriere im Heuschreck-Chor an. Schon viele Jahre vor seiner Regentschaft stand er mit dem Chor und als Solist auf der Heuschreck-Bühne und ist ihr bis heute treu geblieben. Und nun, im 175sten Jahr unseres Bestehens, steht wieder ein heuschreckliches Jubiläum an – und wie sollte es anders sein? Natürlich stellt der Heuschreck den Karnevalsprinzen. Und wieder ist es einer unserer Sänger!

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