06.10.2021
Trierer Geschichten im Heuschreck-Senat
Im neuen Buch unseres Senators und Ehrenpräsidenten Helmut Schröer spielt der Trierer Karneval eine besondere Rolle. So beschreibt Schröer mit vielen Bildern und Anekdoten die alljährliche närrische Übergabe des Rathausschlüssels an die Karnevalisten.
Bereits zu Beginn der 80er Jahre legte der Rathauskarneval mit OB Zimmermann richtig los, die KG Augustinerhof wurde gegründet, und die Kostümierung des Stadtvorstands ließ so manchen „professionellen“ Karnevalisten vor Neid erblassen. „1986 traten die Rathausnarren als Punker und die Fraktionsvorsitzenden als Engel auf. Die Punker beschimpften in der entsprechenden Sprache die Gäste im überfüllten Rathaussaal.“ In amüsanter Weise beschreibt Schröer, wie der Stadtvorstand mit ihm als Oberbürgermeister die jährlich wechselnden Motti interpretierte. Mal mutierte das Rathaus zum „Hitparadenhaus“ (1995), ein anderes Mal marschierten die Herren als Musketiere auf (1999).
Im Kapitel „Mundart ist hörbare Heimat“ würdigt der Autor einen der größten Büttenredner der KG Heuschreck, Werner Becker, der 2022 100 Jahre alt würde: „… nach der Auferstehung aus den Trümmern des II. Weltkriegs haben sich vor allem zwei Originale des ‚Heuschreck‘ in die Herzen der Trierer gespielt und sind das Markenzeichen der Gesellschaft geworden: Koorscht & Kneisjen.“ Im Duo mit seinem Freund und kongenialen Partner Hans Kuhn war Werner Becker ab 1959 über mehr als zwei Jahrzehnte nicht aus dem heuschrecklichen Sitzungskarneval wegzudenken. Als Texter, Programmdirektor und Vizepräsident der Gesellschaft erwarb er sich unschätzbare Verdienste um den Heuschreck. In seine Hommage an Becker streut der Autor immer wieder Zitate aus Beckers vier Gedichtbänden ein: „Wu mer derhaam sein“ (1978), „Wat ons lief o wert öß“ (1984), „Wie aanem de Schnoawel wächst“ (1989) und „Su lang et aanem Spaaß micht“ (2006). Schröer fasst Beckers Talent wie folgt zusammen: „Es ist eine große Begabung, andere Menschen durch mundartliche Kunst zum Lachen zu bringen. Werner Becker gelang dies.“
Band drei der „Trierer Geschichten“ beschränkt sich aber keineswegs auf karnevalistische Themen, sondern erzählt Anekdoten verschiedenster Art, hauptsächlich aus der Zeit, in der Helmut Schröer die politischen Geschicke Triers bestimmte. Er spannt den Bogen vom Heiligen Ambrosius, der eigentlich ein Trierer ist, über die legendäre Wirtin „Mutti Krause“, die sich um die Pommes Frites in Trier verdient gemacht hat, bis hin zur Entstehung des Messeparks, um nur einige Themen zu nennen.
Im September stellte Helmut Schröer sein Buch dem Senat der KG Heuschreck vor. Zur Buchvorstellung hatten unser Senator Alfons Jochem und Elferratsmitglied Peter Michels in die Volksbank-Zentrale am Viehmarkt eingeladen. Den etwa 20 anwesenden Senatorinnen und Senatoren trug der Autor Textstellen aus seinem Werk vor und zeigte Abbildungen aus dem reich bebilderten Buch. Vor vielen Jahren riet Werner Becker dem gebürtigen Kölner Schröer „Loss et bleiwen!“, als dieser sich in Trierer Mundart versuchte. Helmut Schröer hatte auch diesmal ein Einsehen und brachte zu seinem Vortrag Hildegard Bichler mit, die Tochter von Werner Becker. Die frühere Büttenrednerin („Helga vom Rathaus“) trug amüsante aber auch nachdenkliche Texte ihres Vaters in feinstem Trierisch vor.
Nach langer Zeit der Corona-bedingten Abstinenz war die Buchvorstellung in der Volksbank Trier ein gelungener Auftakt für die Wiederbelebung des geselligen Zusammenseins im Senat der KG Heuschreck. Der Dank des Senatspräsidenten galt den Vortragenden Helmut Schröer und Hildegard Bichler, sowie den Gastgebern Alfons Jochem und Peter Michels, verbunden mit dem Versprechen „Wir kommen gerne wieder!“
Text: P. Stolz
Foto: M. Reusch