08.09.2022
Senatstreffen in Sankt Gangolf
KG Heuschreck Trier 1848 e.V.
Ein mittelalterlicher Narr wird Heuschreck-Patenkind
Seit 2020 ist die Markt- und Bürgerkirche St. Gangolf am Trierer Hauptmarkt wegen umfangreicher Sanierungsarbeiten geschlossen. Für die Finanzierung der Arbeiten zeichnet ein Kuratorium unter der Leitung unseres Senators Bernhard Kaster verantwortlich.
Im September konnten sich die Mitglieder des Heuschreck-Senats mit Partnerinnen und Partnern einen Eindruck vom Fortgang der Renovierungs- und Restaurierungsarbeiten verschaffen. Unter fachkundiger Führung von Bernhard Kaster wurden die Besucher von den einzelnen Schritten der Sanierung unterrichtet. Die Arbeiten im Außenbereich sind mit Erneuerung der Dacheindeckung und des Außenanstrichs mittlerweile abgeschlossen. Den weitaus größten Aufwand stellen jedoch die Arbeiten im Innenraum dar. Der Boden wurde abgesenkt und mit einem Bodenbelag aus eigens für St. Gangolf gebrannten Ziegeln ausgestattet. Die Kirchenfenster mussten restauriert, Heizung, Elektroinstallation und Bestuhlung erneuert werden. Die größte Herausforderung stellt die Restaurierung des Lasinsky-Chorfreskos aus der Mitte des 19. Jahrhunderts dar. Das Gemälde des berühmten Kirchenmalers August Gustav Lasinsky, den man der Düsseldorfer Schule zurechnet, wird in akribischer Kleinarbeit wieder in seiner ursprünglichen Farbenpracht erlebbar gemacht. Der Aufstieg über eine steinerne Wendeltreppe führte auf die Orgelempore, von der aus sich die Besucher einen Überblick über das Mittelschiff verschaffen konnte. Besonders Mutige konnten die enger werdende Wendeltreppe weiter bis auf die mittlere Ebene des Turms erklimmen, wo sich das Uhrwerk von 1851 befindet.
Vom Gewölbe zwischen dem linken Seitenschiff und dem Mittelschiff der Kirche schaute eine groteske Figur bei der Führung auf die Gruppe herab. Bernhard Kaster erläuterte, dass für einzelne Kunstwerke aus der Kirche Paten gesucht werden, die für deren Restaurierung aufkommen, so auch für diese kleine mittelalterliche Skulptur. Die genaue Bestimmung des hockenden Männleins ist nicht gesichert, die Denkmaltopographie von Rheinland-Pfalz beschreibt sie als „gotisches Bildhauerbildnis“ (Bd. 17.1, S. 120.). Die anwesenden heuschrecklichen Experten waren sich jedoch sicher, dass es sich um die Darstellung eines Narren handeln muss. Nichts war also naheliegender, als die Patenschaft für den mittelalterlichen Knaben zu übernehmen. Verbunden mit dem Dank des Senats für die überaus informative und kurzweilige Führung, erklärte sich der Vorstand bereit, den Betrag für die Restaurierung des neuen steinernen Heuschreck-Patenkinds zu übernehmen. Mit einem gemütlichen Beisammensein im „Wirtshaus zur Glocke“ fand das Senatstreffen einen würdigen Ausklang.
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Text: Peter Stolz
Foto: Peter Stolz